Stell dir vor, du sitzt draußen in der Sonne, ein Kaffee oder ein Glas Wasser neben dir. Vor dir rauscht leise das Leben vorbei: eine alte Kirche, schmale Gassen, bunte Türen, Cafès mit großen Sonnenschirmen. Alles schreit danach, festgehalten zu werden – aber dein Skizzenbuch liegt leer vor dir. Wo anfangen? Die ganze Szene wirkt plötzlich viel zu groß, zu komplex.
So ein weißes Blatt Papier kann ganz schön einschüchtern, oder? Was soll man malen, wie soll man anfangen? Und das dann auch noch draußen in der Öffentlichkeit, wo Menschen einen sehen können, wo sich das Licht ändert, wo so viel um einen herum passiert...
Die gute Nachricht: du musst gar nicht alles malen. Manchmal reicht ein einziges Detail, um die Stimmung einzufangen.
Details statt Überforderung
Beim Zeichnen unterwegs kannst du den Blick bewusst lenken. Statt die ganze Kirche mit Türmen, Fenstern und Vorplatz aufs Papier zu bannen, reicht manchmal ein Fassadendetail mit einem Baum daneben. Und statt eine ganze Straße voller Häuser zu skizzieren, ist es ebenso spannend, nur die Türen mit ihren Stufen und Blumentöpfen festzuhalten.
So entsteht ein Bildausschnitt, der den Charakter des Ortes transportiert – und gleichzeitig viel entspannter wirkt.

Hier zum Beispiel habe ich mich auf das Wasser und eines der Boot konzentriert. Das Foto zeigt die die gesamte Szene: Im Vordergrund ist schon sehr viel los und auch der Hintergrund zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Möchte ich das alles zeigen? Was spricht mich in dem Moment an? Ist es der Baumstamm mit dem Schilf im Vordergrund? Oder die Häuser und Bäume auf der Horizontlinie? Viele Szenen bieten dir unterschiedliche Motivideen - deine Aufgabe ist es herauszufinden, welche du umsetzen möchtest!
So kannst du komplexe Szenen bereits auch schon als Aquarelleinsteiger meistern. Ist das nicht toll?!

Mehrere kleine Szenen auf einer Seite
Eine weitere Möglichkeit Motive zu vereinfachen:
fülle deine Skizzenbuchseite mit mehreren kleinen Szenen. Vielleicht ein Türgriff, daneben ein Stück Geländer, daneben ein Blumentopf oder eine Ecke mit Kopfsteinpflaster. So erzählst du kleine Geschichten statt ein Monumentalwerk zu erzwingen.
Das Schöne: du nimmst den Druck heraus, „perfekt“ arbeiten zu müssen. Und du entdeckst unterwegs Motive, die du sonst vielleicht übersehen hättest.
Hier siehst du mich mit meinem Skizzenbuch. Gegenüber der Kirche gab es ein paar Stufen auf denen ich mich ausbreiten konnte und statt das ganze Gebäude zu malen, habe ich mich auf einen Teil der Fassade konzentriert mit einem Baum, der davor wuchs.
Auf der nächsten Skizzenbuchseite habe ich einzelne Eingangssituationen einer Strasse mit lockeren Pinselstrichen festgehalten.
Indem du kleine Motive sammelst, verwandelst du die weiße Seite nach und nach in ein lebendiges Mosaik. Das nimmt die Angst, „groß“ anfangen zu müssen. Außerdem bleibt so viel Platz für Experimente: Farben ausprobieren, schnelle Striche, vielleicht auch mal etwas Ungewohntes.
Alleine draußen malen ist doof?
Wohnst du in oder bei Berlin, oder bist öfter mal in der Gegend? In unregelmäßigen Abständen organisiere ich das Skizzenbuchtreffen - ein freies Maltreffen, also kein Kurs. Jeder ist willkommen, egal ob mit oder ohne Skizzenbuch, mit Bleistift oder Kugelschreiber, mit Aquarell oder Öl. Ganz egal, es geht einfach nur darum, zusammen zu malen und sich anschließend bei einem Stück Kuchen auszutauschen. Im Newsletter informiere ich über kommende Termine.
Melde dich hier zum Newsletter an und sei beim nächsten Skizzenbuchtreff dabei!

Was noch helfen kann
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Zeitfenster klein halten: 10 Minuten reichen oft, um eine Tür oder einen Baum zu zeichnen.
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Unperfektes zulassen: Gerade die schiefen Linien oder schnellen Notizen geben Energie.
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Skizzenbuch als Spielwiese sehen, nicht als Galerie.
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Atmosphäre einfangen: manchmal genügen wenige Striche, um den Moment zu fühlen.
- mit anderen zusammen malen hilft ungemein, gerade wenn man sich am Anfang damit vielleicht unwohl fühlt und vor allem kann man sich danach super austauschen
Hier sind ein paar Eindrücke einer meiner Malreisen.
In der Gruppe haben wir unsere Bilder besprochen und uns gegenseitig inspiriert. Auch wenn wir alle am gleichen Ort waren, sind so viele unterschiedliche Motive entstanden - unglaublich!
Am Hafen haben wir auf unsere Fähre gewartet und die Zeit genutzt um einen Anleger zu sketchen. So kann man auch kleine Zeitfenster nutzen um seinen Pinselstrich zu üben.
Am Strand waren wir dann auf Motivsuche und ich habe eine kleine Malvorführung gegeben bvor jeder selbst sein Motiv gemalt hat.
Aquarellinspiration für dich
Den Anleger habe ich hier zu Hause noch einmal gemalt und ein kleines Tutorial für dich erstellt, dass du auf meinem Youtube Kanal findest. Und vielleicht magst du dich ja auch an diesen blauen Fensterläden ausprobieren, die es ebenfalls auf Youtube für dich gibt.
Hinterlasse mir gern einen Kommentar, wie dir diese Motive gefallen, ob du etwas lernen konntest. Hast du Fragen oder Motive, die dich interessieren? Schreib es mir und gestalte die Inhalte auf meinem Kanal aktiv mit! Ich freu mich drauf.
Die Lust am Skizzenbuch
Wenn du draußen zeichnest, geht es nicht darum, ein Kunstwerk fürs Museum zu erschaffen. Es geht darum, neugierig zu sein, genau hinzusehen und Freude daran zu haben, kleine Ausschnitte einzufangen. Dein Skizzenbuch wird so zu einer Sammlung persönlicher Augenblicke, die viel lebendiger wirken als eine perfekte Gesamtansicht.
Nutze die letzten sonnigen Tage des Jahres oder am besten die kühleren Monate um das Malen draußen vor Ort auszuprobieren und / oder deinen Pinselstrich zu üben. Wenn du magst, komm doch gern auch in meinen Videokurs "SkizzenbuchSeptember - dort gibt es jedes Jahr im September neue Inhalte für dich! Den Kurs gibt es als Einzelkurs mit dauerhaftem Zugang und natürlich ist er auch im Mitgliederbereich enthalten.
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